Bikeventure 2002 – Reisebericht mit Fokus Wasser

 

Von Padi Jeannerat in Lhasa, am 24.8.2002

 

Es war uns vier Bikern Stephan Ramseyer, Martin Jeker, Marc Huber und mir, Patrick Jeannerat, von Anfang an bewusst, dass Wasser fuer unsere zehnwoechige Bikeventure 2002 Reise ueber den Himalaya und quer durch den Tibet eine Hauptrolle spielen wuerde. Der Erfolg unseres Vorhabens wuerde sozusagen an einem waessernen Faden haengen.

 

Die intensive Vorbereitungsphase unserer Expedition fuehrte uns durch verschiedene Ueberlegungen rund um das Wasser. Natuerlich kuemmerten wir uns hauptsaechlich um das Trinkwasserproblem. Wie konnten wir auf unserer Reise in ausreichender Menge gesundes Trinkwasser erhalten, wenn die Transportkapazitaet pro Person gerade mal auf den Tagesbedarf von rund 8 Litern beschraenkt war? Es war ja klar, dass jeder von uns auf seinem Bike bereits ueber 20kg Gepaeck mitzutragen hatte, von warmen, funktionellen Kleidern ueber die Campingausruestung bis hin zu schweren Veloersatzteilen. Ausserdem wuerde manchmal fuer besonders abgelegene, und unter Umstaenden unwegsame Teilstrecken genuegend Nahrungsmittel fuer ueber eine Woche mitgebracht werden muessen. Aus Abklaerungen mit ortskundigen Leuten erfuhren wir, dass es auf unserer gesamten geplanten Route ausreichend Baeche, Seen und andere Wasserquellen haben sollte, was uns zumindest teilweise beruhigte. Wenigstens konnten wir also die gesamte Strecke autonom bewaeltigen.

 

Die Regel, alles Wasser vor dem Trinken abzukochen, kannten wir aus frueheren Reisen nach China, dem grossen Land der Teeschluerfer. Dazu benoetigten wir aber Brennstoff, was jedoch - egal in welcher Form - weder guenstig, noch ueberall leicht erhaeltlich, noch einfach transportierbar oder oekologisch ist. Ausserdem wuerden wir viel zu viel Zeit fuer die Trinkwasseraufbereitung verlieren, wenn wir jeden Schluck zuvor auf den Siedepunkt befoerdern muessten. Damit wuerden aber wenigstens organische Krankheitserreger wie Bakterien und Viren eliminiert, chemische Unreinheiten und faule Gerueche konnten wir ja dann mittels Beigabe von Tee und sonstigen Aromen zumindest kurzfristig ertragen.

 

Dank unserem Ausruestungspartner TRANSA Outdoor und seinem Sortimentskatalog sind wir zum Glueck auf die genialen Produkte von Katadyn gestossen. Das hiess fuer uns freie Fahrt voraus ins Outdoor-Abenteuer. Mit Hilfe des leistungsfaehigen Katadyn Combi Filters mit der Aktivkohle Zusatzstufe wuerden wir an jedem Wassertuempel innert Kuerze klares und geschmackfreies Trinkwasser zubereiten koennen. Die Beigabe von Katadyn Micropur Forte Tabletten sollte das gefilterte Wasser innert 2 Stunden auch vom letzten gefaehrlichen Virus dekontaminieren. Unser Zeit-, Material- und Energieaufwand konnte also dank den Produkten von Katadyn stark vermindert werden.

 

Es sollte noch besser kommen: Nicht nur wir waren von Katadyn ueberzeugt, sondern Katadyn auch von unserem Bikeventure 2002 Projekt, das auf attraktive Weise eine Abenteuerreise mit einer humanitaeren Aktion verbindet. Katadyn erklaerte sich spontan als offizieller Ausruestungspartner des Teams Bikeventure.

 

Am 1. August 2002 war es dann soweit – die Abreise von Zuerich nach Kathmandu. Im Gepaeck: Ein Katadyn Combi Filter mit 10 Ersatzeinheiten der Aktivkohle-Zusatzstufe und 10 Doeschen Micropur Forte zu je 100 Tabletten.

 

Im Transitflughafen von Neu Delhi dann das erste Mal ein mulmiges Gefuehl: Ist der fein riechende indische Curry wirklich problemlos? Ist das Gemuese wirklich vollstaendig durchgekocht? Der Wasserfilter im Gepaeck konnte uns nicht aus dieser unsicheren Situation retten. Wir verbrachten aber allesamt die ersten Tage in Nepal ohne gesundheitliche Probleme. Wir hatten uns ja rigoros an die Globetrotter-Regel Nr. 1 gehalten: “Boil it, cook it, peal it or leave it!” (koch es, schael es oder vergiss es!).

 

Der 6. August war unser D-Day (Departure-Day). Mit vollem Gepaeck traten wir den Aufstieg ins Himalaya-Gebirge an. Bereits am ersten Camp mussten wir Wasser filtern. Der Fluss war gelb-braun schlammig und lud trotz Hitze nicht zum Bade ein. Wir benutzten das gefilterte Wasser um unsere Spaghetti zu kochen. Anderntags fanden wir im naechsten Dorf einen Brunnen mit klarem Wasser. Da wir dem lokalen Aufbereitungsverfahren jedoch nicht trauten, gaben wir pro 1l-Trinkflasche eine Micropur Forte Tablette bei und warteten 2 Stunden, bevor wir daraus tranken. Dieser zweite Tag sollte die Hoelle werden: Trotz staendigem Trinken war unser Wasserhaushalt voellig durcheinander. Die tropische Sonne erzeugte eine Hitze weit ueber 30 Grad. Der Aufstieg von 500 auf 1750 m u. Meer war eine massive koerperliche Anstrengung, da ja jedes Fahrrad mitsamt Gepaeck um die 50kg wog! Und das schlimmste war, dass auf der gesamten Strecke unmittelbar neben der Strasse kleine Baeche und Wasserfaelle niederflossen, die zu einer kuehlen Dusche einluden. Es sprudelte, gurgelte und troepfelte andauernd um uns herum. An diesem Tag trank jeder von uns ueber 7 Liter Fluessigkeit, aber keiner konnte seinen Durst loeschen. Nur das grosse Bier bei Ankunft im Grenzort zu China bei Einbruch der Dunkelheit befreite uns vom grossen Leiden. Von da an sollte das hoehenbedingt kuehlere Wetter fuer mildernde Zustaende sorgen.

 

Die Sache mit dem Trinkwasser hatten wir also schnell im Griff. Allerdings bereitete uns das Element Wasser auf der Weiterreise noch viele andersartige Muehen. So hatten wir etliche fuer Autos unpassierbare schlammige Strassenabschnitte zu bewaeltigen, oder mussten uns und unsere Sachen fast taeglich vor Regenfaellen schuetzen. Andererseits schwitzten wir in den ersten Tagen unsere viel zu warmen Schlafsaecke bachnass, und es war oft schwierig, diese auf den folgenden Abend hin wieder an Luft und Sonne trocknen zu koennen.

 

Fuer unsere Fotoaufnahmen wuenschten wir ausserdem wolkenlosen Himmel, damit wir die umliegenden Achttausender Gipfel sehen konnten. Stattdessen klebten andauernd ganze Wolkenschichten zwischen uns und den Bergen, weshalb wir sogar den Abstecher ins Mt. Everest Base Camp absagten. Dafuer erlebten wir einen Schneesturm auf dem Karo La, dem vorletzten Pass vor Lhasa. Das musste ja auch noch sein, sonst waere das Abenteuer nicht komplett. Die wunderbare Aussicht auf den heiligen Yamdrok See entschaedigte sodann fuer die vielen Strapazen. Wir erlebten an dessen Ufern die verschiedensten Wetterlagen, weshalb wir sehr viele naturschauspielerische Eindruecke von dieser wunderbaren Seelandschaft geniessen konnten.

 

Jetzt sitzen wir in Lhasa fest fuer einige Tage. Die viertaegige Zwangspause ist Sattel-bedingt. Die Feuchigkeit der letzten Tage hat uns vier Bikern allen einen Wolf zwischen den Beinen beschert. Wir haben uns bereits einem Ersatzabenteuer hingegeben: Lhasa ist das tibetische Paradies fuer Schlemmereien. Und weil wir Biker uns ja gewohnt sind, viele Kalorien zu verbraten, faellt es uns nicht schwer, uns durch ganze Speisekarten hindurchzuversuchen. Dass dabei die Weltenbummler-Regel Nr. 1 ab und zu vernachlaessigt wird, ist Teil des Spiels – Katadyn Wasserfilter hin oder her. Eine Reise ohne kulinarische Abenteuer ist nur eine halbe Reise. Das haben wir endlich gelernt.